Durch unser „kleines Umbauprojekt“ sind wir seit einigen Monaten Besitzer einer PV-Anlage. Die 14,4 kWp Anlage erzeugt aktuell deutlich mehr Strom als notwendig. In diversen Blogs wird das Thema „Bitcoin Mining mit PV-Überschuss“ als der heilige Gral angepriesen. Interessant klingt es, also schaue ich mir das Thema in einem Selbstexperiment einmal an.
Bitcoin Mining mit PV-Überschuss – Warum eigentlich?
Das Anfang 2025 verabschiedete Solarspitzengesetz hat krasse Folgen für neu installierte PV-Anlagen. Auch unsere PV-Anlage fällt unter dieses Gesetz da diese nach dem Stichtag installiert und in Betrieb genommen wurde. Im Kern trifft uns das Thema der Anpassung der Einspeisevergütung hier am härtesten. Sobald der Strompreis an der Strompreisbörse negativ ist, erhalte ich für meinen PV-Überschuss keine Einspeisevergütung. Ganz grob kann man sagen, dass das im Mai / Juni fast jeden Tag für ein paar Stunden (teilweise 6 Stunden am Stück) zugetroffen hat.
Der Strom selbst ist aber ja da, wäre doch schade ihn zu verschenken und nicht sinnvoll zu nutzen. Also stellt sich die Frage, wie kann ich die vorliegende Energie nutzen und in etwas „Sinnvolles“ verwandeln.
Mangels Elektro-Auto, Wärmepumpe oder sonstigen Energiefressern wird also eine alternative Nutzungsmöglichkeit gesucht. Da kommt mir das Thema ‚Bitcoin Mining‚ gerade recht. Es schreit nach einem Selbstexperiment.

Selbstexperiment: die Grundidee
Die Idee ist recht einfach erklärt. Die Fronius Wechselrichter sind bereits im internen Netzwerk verfügbar und können über die bereitgestellten APIs ausgelesen werden. Somit liegen im Grund alle notwendigen Daten für die Berechnung des aktuellen PV-Überschusses vor. Diese Werte sollen über die Heimautomatisierung (basierend auf Homeassistent) ausgelesen und genutzt werden um den für den Miner verfügbaren Strom zu berechnen. Dieser Wert soll nun an den Miner übergeben werden, so dass nur „nicht benötigte Energie“ zum Minen genutzt wird.
Antminer S19j Pro mit Braiins OS als Basis

Nach einiger Recherche habe ich mich für ein nicht mehr ganz aktuelles Modell, den Antminer S19j Pro entschieden. Dieser ist mit einer Rate von 104 TH/s relativ performant und in der Anschaffung noch bezahlbar (rund 700 Euro hat er mich gekostet). Das neueste Modell kostet gebraucht mehr als das 5-fache und hat „nur“ die 2,5-fache Leistung. Für einen ersten Versuch dann doch übertrieben.
Das Braiins OS verfügt über APIs über welche sich der Antminer relativ gut konfigurieren lässt. Egal ob Geschwindigkeit der Lüfter oder eben auch die maximal zu nutzende Leistung, alles ist über Endpunkte verfügbar. Das passende Homeassistent-Plugin (hass-miner) bietet dazu die perfekte Integration und lässt keine Wünsche offen.
Mein Wunsch den Antminer bei Nichtgebrauch vollständig vom Netz zu trennen war leider etwas herausfordernder. Eine schaltbare Steckdose zu finden welche > 3 kW schalten kann ist gar nicht so einfach zu finden. Also habe ich mich für den SONOFF POW320D Elite Smart Schalter mit Leistungsmesser* entschieden, welcher ebenfalls über Homeassistant gesteuert werden kann.
Auswahl des richtigen Mining-Pools
Klar, man kann auf die Idee kommen alleine zu Minen und darauf hoffen, dass man irgendwann das notwendige Glück hat und einen gesamten Bitcoin auf seinem Wallet zu finden. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch relativ klein. Daher habe ich mich dazu entschieden mich einem Mining-Pool anzuschliessen.
Die Auswahl des passenden Pools ist hierbei gar nicht so einfach denn die Pools arbeiten nach unterschiedlichen Konzepten. Ich selbst habe mir 5 Pools im Detail angeschaut (Antpool, Braiins Pool, F2Pool und CloverPool (ehemals BTC.com)*). Bei meinen ersten Tests lag der CloverPool* und der F2Pool was die täglichen Erträge (bei gleichem Einsatz von Energie) angeht deutlich vorne. So lag der Ertrag vom CloverPool* im Schnitt um 4 % höher als beim F2 und sogar um 16% höher als beim Braiins.
Mein Antminer läuft nun also erstmal auf dem CloverPool*. Ich beobachte die täglichen Erträge in Abhängigkeit zur eingesetzten Energie und werde hierfür eine kleine Statistik aufsetzen. Für einen fairen Vergleich werde ich natürlich auch dem F2Pool nochmal eine Chance geben …

Bitcoin Mining mit PV-Überschuss – Lohnt es sich jetzt oder nicht?
Leider kann ich noch keine wirklich zufriedenstellende Antwort auf diese Frage geben, dazu läuft der Test noch nicht lange genug und ist von vielen Faktoren abhängig. Was ich jedoch inzwischen gelernt habe ist:
- Die Auswahl des Mining-Pools ist entscheidend (in meinem Fall CloverPool (ehemals BTC.com)*)
- Ein täglicher Ertrag von 0.00003 BTC ist durchaus realistisch
- Wer eine Einspeisevergütung bekommt wird hier (vermutlich) eine stabilere Einnahmequelle haben als über Bitcoins
- Wer vom Solarspitzengesetz betroffen ist sollte sich genau mit der Automatisierung auseinandersetzen und die Investitionskosten für den Miner gegen mögliche Erträge gegenrechnen. Ein Ertrag ist möglich, aber nicht garantiert
- Zu häufiges Regeln der Leistung für den Miner beeinflusst das Ergebnis extrem negativ. Lieber länger mit niedriger Leistung laufen lassen als zu oft nachzusteuern.
Vom aktuellen Bauchgefühl würde ich sagen, dass das Bitcoin Mining mit PV-Überschuss sich nur in sehr wenigen Fällen wirklich rechnet. Mein Antminer läuft munter weiter und ich versuche mein Glück. Natürlich werde ich sämtliche Zahlen, sofern diese nach einem längeren Test denn vorliegen, analysieren und das Ergebnis veröffentlichen.
Sobald ich eine sinnvolle und für mich als gute Automatisierung gefunden habe (wann wird welche Regelung durchgeführt) werde ich diese natürlich ebenfalls veröffentlichen 🙂
Wie sind Deine Erfahrungen zum Thema Bitcoin Mining mit PV-Überschuss. Bist Du auch am „Schürfen“, denkst Du drüber nach oder hast Du schon damit aufgehört? Ich bin sehr auf Deine Gedanken gespannt und freue mich auf einen Austausch.