Seriensport Meisterschaft – meine vergangene Leidenschaft

Kaum befasst man sich wieder ein wenig mit dem Thema Motorrad und räumt seine Festplatten auf, schon kommen die Erinnerungen wieder hoch. Eine Zeit welche mich besonders geprägt hat sind zweifelsohne die Jahre im DMSB Motorrad Seriensport.

Seriensport Meisterschaft – was ist das?

Aus heutiger Sicht ist der DMSB Motorrad Seriensport leider nur noch Geschichte. Eine Rennserie, welche wie viele, in den vergangenen Jahren gestorben sind. Der Motorrad-Seriensport war eine kostengünstige und einsteigerfreundliche Rennserie. Auf den schönsten Rennstrecken Deutschlands konnte bei Eintagesveranstaltungen in diversen Hubraumklassen um die Meistertitel gekämpft werden.

Als Basis für diese Meisterschaft wurden Motorräder zugelassen, welche nur serienmäßig bzw. seriennah zu den straßenzugelassenen Motorrädern waren. Durch das Reglement waren teure Anpassungen wie unnötiges Tuning verboten so dass die Kosten im Griff gehalten werden konnten.

Mein erstes Rennen

Nachdem ich 2004 einen echt schweren Unfall in Peenemünde hatte und erst im Krankenhaus wieder zu mir kam entschied ich mich das Motorrad neben stehen zu lassen. Nun gut, das funktionierte nicht sonderlich lang. 2008 kaufte ich mir eine neue Suzuki GSX-R 750 beim Händler. Nachdem ich diese rund 1.200 km auf der Strasse gefahren bin meldete ich mich, warum auch immer, für einen Lauf in Oschersleben an.

DMSB Seriensport Oschersleben - so fing alles an
DMSB Seriensport Oschersleben – so fing alles an

Hierzu klebte ich lediglich die Scheinwerfer und Blinker ab, entfernte das Kennzeichen und ab ging es mit der GSX-R auf die Strecke. Das Rennen war sehr ernüchternd. Nichts mehr von dem was früher funktionierte und per Instinkt im Kopf war sollte funktionieren. Ich wurde vorletzter und wurde überrundet. Ein echter Tiefschlag.

Im Grund war das jedoch kein Wunder. Die Nächte vor dem Start konnte ich kaum schlafen und hatte Albträume. Immer noch fehlten mir rund 6 Stunden des Unfalltages aus 2004 und ich konnte mich an nichts erinnern. Nach und nach kamen Fragmente meines Unfalls wieder hervor und ich konnte mich an einige Teile erinnern. Am Tag des Rennens dann beschäftigte ich mich mehr mit dem was nicht passieren dürfte als mit dem was ich da eigentlich tue.

Ganz oder gar nicht

Den niederschmetternden Auftritt in Oschersleben im Kopf musste eine Entscheidung getroffen werden. Entweder ziehe ich es durch und fahre die Meisterschaft oder ich ziehe mich vollständig zurück. Nun gut, ich entschied mich für ersteres und entschied mich für einen Komplettumbau. Zuhause angekommen wurde das Material bestellt und die GSX-R komplett auf die Rennstrecke umgebaut.

Nun gab es kein zurück mehr. Die vor wenigen Tagen noch nagelneue GSX-R war nun ein Rennmotorrad und musste entsprechend in seiner natürlichen Umwelt, der Rennstrecke, eingesetzt werden.

Und schon läuft es besser

Im nächsten Rennen war von der vorherigen Unsicherheit nichts mehr festzustellen. Aufgrund meines schlechten Ergebnisses aus dem Vorrennen startete ich von ganz hinten doch schon in der ersten Kurve war ich irgendwo im Mittelfeld. Das Rennen selbst beendete ich auf Rang 6, was ein riesen Erfolg war wenn man bedenkt was ich in Oschersleben praktiziert habe. Ich fühlte mich wieder wohl auf dem Motorrad und hatte sämtliche Bedenken hinter mir gelassen. Ab jetzt gab es nur noch eine Richtung, vorwärts.

Von Rennen zu Rennen lief es besser doch ich sollte schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen ankommen. Am Nürburgring stieg ich durch einen Highsider ab und zertrümmerte mir den Mittelfinger an der rechten Hand. Dieser musste durch einen Fixateur instand gesetzt werden und die Saison war gelaufen.

Motorrad Seriensport - Sturz am Nürburgring
Motorrad Seriensport – Sturz am Nürburgring

2009 – Angriff im Motorrad Seriensport

Nun, das Motorrad war umgebaut. Die halbe Garage stand mit Ausrüstung voll, ein Anhänger ist gekauft und erste Sponsoren sind an Board. Der ADAC hat mich unter seine Fittiche genommen und ich starte im ADAC Seriensport Team. Also geht es in 2009 richtig los.

Motorrad Seriensport - Konzentration vor dem Start
Konzentration vor dem Start

Anfang der Saison hatte ich Bedenken ob mir mein Sturz aus 2008 am Nürburgring noch im Kopf hängen würde. Glücklicherweise war diese Angst völlig unbegründet und es ging direkt gut los. Ich konnte mich die gesamte Saison im vorderen Feld festhängen und lernte von Wochenende zu Wochenende dazu. Natürlich gab es auch hier Rückschläge durch unnötige Stürze oder dumme defekte (wie z.B. eine kaputte Kupplung am Hockenheimring so dass ich nach 2 Runden zurück in die Box musste). Dennoch konnten die ersten Pokale eingefahren und wichtige Punkte gesammelt werden. Die Saison selbst konnte ich als Meister der B-Lizenzfahrer in meiner Klasse abschliessen was für mich persönlich ein riesen Erfolg war.

Seriensport: Aufhören wenn es am Schönsten ist

Zugegeben, etwas unfreiwillig war es schon. Eigentlich wollte ich 2010 nochmal richtig angreifen und war im März erstmal in Cartagena zum Training. Anschliessend ging es gemeinsam mit Oli bei den 1000 Kilometern von Hockenheim an den Start. Dummerweise schaffte ich es das Motorrad im Abschlussrennen in Hockenheim, auf Position 2 liegend, mit einem Highsider weg zu werfen. Besonders dämlich war diese Aktion weil ich je Runde deutlich schneller als der führende war und das Einholen des selbigen nur noch eine Frage der Zeit gewesen ist. Nachdem auch hier wieder ein Krankenhausaufenthalt mit einer Verletzung die Folge war entschied ich mich den aktiven Rennsport einzustellen und mich vom Seriensport zurück zu ziehen.

Dennoch war natürlich nicht Schluß 🙂
Uwe, ein Bekannter ermöglichte es mir auf Motorrädern von ihm (er hatte eine ganze Garage von ihm) hier und da bei diversen Läufen an den Start zu gehen. So konnte ich meiner Leidenschaft, dem Rennsport, weiter nachgehen und gleichzeitig Uwe einen gefallen tun indem seine Motorräder ein wenig bewegt wurden.

Motorrad Rennsport – eine geile Zeit

Insgesamt war ich von 2001 bis 2004 und von 2008 bis 2012 auf den Rennstrecken Deutschlands und Europas unterwegs. Sowohl Sprint- als auch Langstreckenrennen wurden bestritten. Hier und da konnte ich die Rennen ganz vorne, teilweise aber auch im Krankenhaus beenden. Eine absolut geile Zeit in welcher ich viele Erfahrungen sammeln konnte.

Vielen Dank an alle die mich während dieser Zeit ausgehalten und unterstützt haben.

Wenn ich heute gefragt werde was meine absolute Lieblingsstrecke ist dann kann ich das ohne Nachzudenken mit “Schleizer Dreieck” beantworten. Der absolute Hammer. Die Frage nach dem Lieblingsmotorrad fällt mir schon etwas schwerer. Natürlich war meine Suzuki GSX-R 750 echt top, allerdings muss ich sagen dass mir die Aprilia RSV 1000 Tuono fast noch besser gefallen hat. 1000ccm aus V2 sind einfach unfassbar und gehen mächtig nach vorne. Ein absolutes Fest sowohl vom Sound her als auch von der Leistungsentfaltung 🙂

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